Design & Praxis, Bildbearbeitung

Geometrisch konstruierte Schriften

15.07.2020

Geometrische_Fonts_350

Geometrische_Fonts_tx

Es gab sie schon immer, die Verfechter der kalligrafie-inspirierten Fonts und die der konstruierten Schriften. Das erste Gestaltungsprinzip hat Leserlichkeit im Auge, das zweite die «geometrisch» konstruierte Form.

RALF TURTSCHI Die Bauhausära räumte in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts radikal mit Schnörkeln und Verzierungen auf, die bis anhin Architektur, Geometrische_buchstabenDesign und Typografie (Art déco, Jugendstil) durchdrangen. Walter Gropius begründete die Ära 1919 mit seiner Kunstschule in Weimar (später Dessau). Ziel war, Design generell funktional und einfach zu halten, Sachlichkeit hatte Oberhand, industrielle Herstellungsprozesse sollten vereinfacht werden. Die radikal vereinfachte Formensprache dieser Zeit nahm Einfluss auf die bildenden Künste, die Architektur, die Typografie (die später Elementare Typografie genannt werden sollte) oder das Grafikdesign.
In allen Zeiten gab es immer Versuche, neue Formprinzipien oder gar Buchstabenformen (grosses Esszett) beim Alphabet zu etablieren – dies seit der Erfindung des Alphabetes durch die Phönizier. Und immer war Schriftdesign an technische Prozesse gebunden. Schriften wurden in Tontäfelchen geritzt, in Stein geschlagen, auf Pergament geschrieben oder mit Bleilettern gedruckt. Bleisatz war die führende Technologie, noch bis in die 70er­Jahre.
Um 1920 herum war die normale Buch­ oder Zeitungsschrift eine gebrochene Schrift, Antiquaschriften wurden als Anzeigenschriften oder im Titelsatz versetzt. Die ersten serifenlosen Fonts kamen um 1900 «auf die Welt», die Akzidenz Grotesk gilt als Mutter aller Groteskschriften. Wie der Name sagt, wurden diese aus damaliger Sicht als grotesk angesehen.
Am Bauhaus versuchten Schmidt, Tschichold und Albers, Schrift aus den Grundformen Kreis, Dreieck und Quadrat geometrisch hergeleitet zu konstruieren. Sie glaubten, Buchstaben liessen sich systematisch zusammensetzen wie die Teile eines Hauses.
In diesem Aufsatz geht es um solche serifenlose Schriften, die fast kreisrunde Buchstaben wie O, o, G, e zeigen. Bei vielen dieser Schriften ist das a ebenfalls kreisrund und ohne Hängebäuchlein gezeichnet ( ). Ähnliche Designmerkmale weisen Schriften auf, die nach Schriftklassifikation zur Gruppe der serifenbetonten Linearantiqua gehören. Von geometrischen Schriften spreche ich dann, wenn das Prinzip «Lineal und Zirkel» vorherrscht und die Strichstärke wenig Kontrast aufweist. Selbstverständlich existieren heute Mischformen, die sowohl geometrisch konstruierte als auch kalligrafische Merkmale aufweisen.

Optische Gesetzmässigkeiten
Schriften mit Zirkel und Lineal zu konstruieren, ist aus heutiger Sicht falsch. Es gibt verschiedene optische Gesetzmässigkeiten, die zwingend berücksichtigt werden müssen. So wirkt jeder horizontale Strich dicker als ein gleich starker senkrechter. Bei einer Kreisform müssen die Strichstärken ebenfalls angepasst werden, unten und oben sind sie dünner als seitlich. Wo Striche aufeinandertreffen, bei A, e, w oder x, gibt es immer optische Verdickungen, die durch eine entsprechende Verdünnung an der Kreuzungsstelle kompensiert werden. Vor allem bei fetten Schriftschnitten ist eine solche Einkerbung ein Muss. Runde Formen wie e, o, 3, 8, &, q, O, G erscheinen bei gleicher Höhe immer kleiner als eckige Formen. So müssen alle Rundungen etwas über die eckige Grundform hinaus gestaltet werden. Das gleiche Phänomen tritt auch bei spitzen Formen auf: v, w, z, 4. Solche Buchstabenspitzen sind über die Normalgrösse hinaus zu gestalten.

Der Autor
Ralf Turtschi ist gelernter Schriftsetzer, Buchautor und Publizist. Er ist Inhaber von Agenturtschi und als engagierter Fotograf unterwegs. Der Autor schreibt im Publisher seit Jahren praxisbezogene Beiträge zu Themen rund um Typografie und Gestaltung. Mail: turtschi@agenturtschi.ch

Hier geht es zum ganzen Artikel als PDF.

Click Here!

Veranstaltungskalender

Hier können Sie Ihre Anlässe eintragen, welche einen Zusammenhang mit den Angeboten von HilfDirSelbst.ch wie z.B. Adobe InDesign, Photoshop, Illustrator, PDF, Pitstop, Affinity, Marketing, SEO, Büro- und Rechtsthemen etc. haben. Die Einträge werden moderiert freigeschaltet. Dies wird werktags üblicherweise innert 24 Stunden erfolgen.

pdf-icon Hier eine kleine Anleitung hinsichtlich Bedeutung der auszufüllenden Formularfelder.

Veranstaltungen
14.05.2024

Online
Dienstag, 14. Mai 2024, 10.00 - 10.30 Uhr

Webinar

Prozessoptimierung ist ein Teamsport! Keine Software und keine Maschine allein kann Ihnen helfen, die Effizienzpotenziale Ihres Betriebes maximal auszuschöpfen. Von der Auftragsannahme über die Vorstufe und den Druck bis hin zur Weiterverarbeitung – alles muss optimal ineinandergreifen. Apropos Weiterverarbeitung – in vielen Druckbetrieben fristet sie in Sachen Prozessoptimierung immer noch ein Schattendasein. Dabei liegen hier mittlerweile die größten Einsparpotenziale! In einem Webinar von Horizon und Impressed erfahren Sie, wie Sie diese Einsparungen realisieren können. Horizon, bekannt für innovative Lösungen in der Druckweiterverarbeitung, bietet mit iCE LiNK eine Workflowlösung für die Weiterverarbeitung. iCE LiNK überwacht, visualisiert und analysiert Produktionsabläufe und unterstützt bei der Wartung – damit immer alles reibungslos läuft. Den gleichen Anspruch hat der von Impressed entwickelte Impressed Workflow Server – er ist die smarte PDF-Workflow-Lösung für Druckereien, die Datenmanagement, Preflight und Produktionssteuerung übernimmt. Im Webinar zeigen Ihnen die Experten von Horizon und Impressed, wie beide Lösungen im Team die Effizienz und Produktivität Ihres Betriebes steigern können. Melden Sie sich am besten gleich an, wir freuen uns auf Sie! PS: Melden Sie sich in jedem Fall an – sollten Sie zum Termin verhindert sein, erhalten Sie die Aufzeichnung.

kostenlos

Ja

Organisator: Impressed / Horizon

https://www.impressed.de/schulung.php?c=sDetail&sid=327

Einsparpotenziale in der Weiterverarbeitung
Veranstaltungen
16.05.2024

Online
Donnerstag, 16. Mai 2024, 10.00 - 10.30 Uhr

Webinar

Komplizierte, kleinteilige Aufträge; alles sehr speziell; seit Jahren bewährte Prozesse – da können wir nichts standardisieren und automatisieren! Das sagen viele Großformatdrucker – aber stimmt das wirklich, ist dem tatsächlich so? Günther Business Solutions und Impressed treten in einem Webinar den Gegenbeweis an. Experten beider Unternehmen zeigen, wie Großformatdrucker vom Einsatz zweier bewährter Lösungen profitieren können: • von advanter print+sign von Günther Business Solutions, dem ERP-System für den Großformatdruck, dass alle Phasen der Wertschöpfung im Large Format Printing abdeckt • von Impressed Workflow Server, der smarten PDF-Workflow-Lösung für Druckereien, die Datenmanagement, Preflight und Produktionssteuerung übernimmt Über die Kombination beider Lösungen können Großformatdrucker ihre Prozesse mit modernen Workflows Schritt für Schritt automatisieren – und so zügig deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen realisieren. Das Webinar sollten Sie sich nicht entgehen lassen – damit Sie keine Effizienzpotenziale mehr liegen lassen. Melden Sie sich am besten gleich an, wir freuen uns auf Sie! PS: Melden Sie sich in jedem Fall an – sollten Sie zum Termin verhindert sein, erhalten Sie die Aufzeichnung.

kostenlos

Nein

Organisator: Impressed / Günther Business Solutions

https://www.impressed.de/schulung.php?c=sDetail&sid=326

Und es geht doch: Automatisierung im Großformatdruck!
HDS Portalpartner
HDS Portalpartner
Die Satzkiste Stuttgart - Startseite
HDS Portalpartner
callas_grau
HDS Portalpartner
AXA_Company_logo_rgb_Graustufen
HDS Portalpartner
PBU_Logo_weiss